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In diesem Artikel wollen wir zusammen untersuchen, ob wir mittels eines einfachen Trendindikators unser Portfolio vor größeren Drawdowns bewahren können. Dazu müssen wir natürlich ein paar Fragen klären:
- Was ist ein Trendindikator bzw. welchen nutzen wir?
- Welches Portfolio betrachten wir?
- Wie steht es um das Ergebnis?
Beim Investieren wechseln wir immer zwischen zwei Phasen: Allzeithoch und Drawdown. Sobald unser Portfolio einen neuen Höchststand erreicht, können wir uns natürlich berechtigterweise darüber freuen. Doch sollte der Portfoliostand am nächsten Tag sinken, befinden wir uns in der etwas unangenehmeren Phase: dem Drawdown. Was ein Drawdown ist, habe ich bereits in einem Blogartikel erläutert. Diesen findest du hier.
Auch wenn sich manch einer über gefallene Kurse freut, weil man dort natürlich billig nachkaufen kann, ist es doch immer ein besseres Gefühl das Portfolio auf einem neuen Höchststand zu sehen. Optimalerweise verringern wir die Drawdowns durch geschicktes Risikomanagement, so dass wir niemals hoch ausfallende Drawdowns wie bspw. 40, 50, oder sogar 60 Prozent erleben müssen. Sind 50 Prozent Drawdown übertrieben? Ganz und gar nicht. Sogar ein breit diversifiziertes Weltportfolio, also ein Portfolio, welches sämtliche Aktienregionen weltweit einigermaßen adäquat erfasst, musste während der Finanzkrise ein Drawdown von knapp >50% durchlaufen. Hättest du dein Geld lediglich in ein sehr einfaches Portfolio, welches bspw. aus 70% MSCI World und 30% MSCI Emerging Markets besteht, investiert, dann hättest du sogar noch einen höheren Drawdown durchleben müssen. Du kannst ja selber einmal spaßeshalber diese Prozentzahlen auf dein aktuelles Portfolio anwenden und überlegen, ob deine aktuelle Asset Allokation wirklich zu dir passt.
Doch wir wollen an dieser Stelle nicht weiter über Drawdowns oder Asset Allokationen reden, sondern uns mal um die oben gestellten Fragen kümmern!
- Was ist ein Trendindikator bzw. welchen nutzen wir?
Dass die Finanzmärkte Trends unterliegen, dürfte relativ klar sein. Wir befinden uns aktuell in einem Aufwärtstrend und die Märkte steigen. Der Gegenpart zum Aufwärtstrend ist selbstverständlich der Abwärtstrend, in dem die Märkte fallen. Als letzte Dimension der Trends bleibt da noch der Seitwärtstrend und wie der Name bereits vermuten lässt, bewegen sich die Märkte innerhalb dieser Trendphase mehr oder weniger auf der Stelle. Ein einfacher Indikator welcher die einzelnen Trendphasen relativ gut abbilden kann, ist ein einfacher gleitender Durchschnitt. In folgender Grafik ist ein solcher abgetragen und zwar genau genommen der 200-Tage gleitende Durchschnitt.

Ich habe hier den Dow Jones im Zeitraum von 2000 bis August 2017 abgebildet. Die orangene Linie ist der 200-Tage gleitende Durchschnitt. Dabei ist die Berechnung relativ simpel:
Man nimmt die letzten 200 Tage des jeweiligen Underlyings, also in diesem Fall des Dow Jones und berechnet einfach den Durchschnitt (Mittelwert). Im nächsten Schritt begibt man sich einen Tag weiter nach vorne („weiter Richtung Gegenwart“) und berechnet wieder mittels der letzten 200 Tage einen Durchschnitt. Führt man dies weiter, so ergibt sich schlussendlich eine Linie wie sie in der oberen Grafik abgetragen ist. Die Idee dahinter ist, dass sobald der Markt unter den 200-Tage gleitenden Durchschnitt fällt, verkaufen wir unsere Anteile. Sollte der Markt sich dann erholen und die Linie von unten nach oben schneiden, steigen wir wieder ein. Ein sehr einfaches Vorgehen mit dem Ziel die großen Krisen wie 2008 zu umgehen.
- Welches Portfolio betrachten wir?
Wir wollen hier nicht nur über den gleitenden Durchschnitt reden, sondern wie sonst auch die Theorie direkt in die Praxis umsetzen und einmal testen. Das wollen wir anhand eines Portfolios durchführen, da es möglichst realistisch gestaltet werden soll. Hier mein Vorschlag für ein Portfolio, falls du aber gerne ein anderes Portfolio diesem Backtest unterziehen möchtest, dann schreib das doch bitte in die Kommentare. Falls ich die historischen Daten für dein Portfolio zur Hand habe, dann führe ich das gerne durch! Doch nun zum Portfolio:

Der Einfachheit wegen wollen wir „nur“ fünf Assetklassen betrachten. Der S&P500 dürfte dir geläufig sein, er hat nur eine Aufgabe, den US-Anteil im Portfolio abzudecken. Der MSCI EAFE ist nicht so sehr bekannt wie andere Indizes aus der MSCI Familie. Dabei steht EAFE für Europe, Australasia and Far East. Er soll die entwickelten Märkte außerhalb der USA abdecken. Der MSCI Emerging Markets ist sehr bekannt und deckt die Schwellenländer ab. GSCI steht für Goldman Sachs Commodity Index und repräsentiert unseren Rohstoffanteil. Immobilien decken wir mittels Nareit bzw. sogenannten Reits ab.
Alles in allem ein sehr übersichtliches Portfolio, deshalb auch die naive Gewichtung von 1/5 pro Assetklasse. Es geht in diesem Artikel schließlich nicht darum, wie man ein möglichst diversifiziertes Portfolio erstellt, sondern wie oder eher ob man mittels eines Trendindikators den maximalen Drawdown verringern kann. Doch bevor wir das tun, nochmals zur Vorgehensweise bzw. die konkreten Regeln für diesen Versuch:
- Sollte einer der Märkte unter seinen 200-Tage gleitenden Durchschnitt fallen, dann verkaufen wir die Anteile in diesem Markt
- Die frei gewordenen Anteile legen wir kurzfristig zu einem risikofreien Zinssatz an
- Es ist nicht erlaubt einen Markt zu shorten, also auf fallende Kurse zu setzen falls wir unter den 200-Tage gleitenden Durchschnitt fallen
- That‘s it!
- Wie steht es um das Ergebnis?
Schauen wir uns einmal an, wie genau sich unser Portfolio entwickelt hat.

Ganz ordentlich. Wichtig: es ist eine reine Buy and Hold Betrachtung. Wir führen in diesem Fall also keinerlei Rebalancing o.ä. durch. Nun schauen wir uns doch einmal an, wie sich unser Portfolio bzw. die Performance durch Hinzunahme eines gleitenden Durchschnitts verändert hätte.

Das sieht doch sehr gut aus! Wir haben das ursprüngliche Buy and Hold Portfolio outperformed. Doch unser Ziel war nicht primär besser abzuschneiden, wir wollen unseren maximalen Drawdown verringern. Also wollen wir uns einmal den Drawdown näher ansehen.

Ich würde jetzt einfach behaupten, dass unser Trendindikator in diesem Fall einen sehr guten Job macht. Der Drawdown ist klar niedriger und zwar fast zu jeder Zeit. Doch eine Sache haben wir bis jetzt noch überhaupt noch nicht berücksichtigt und falls du ein treuer Anhänger des passiven Investierens bist, dann denkst du wahrscheinlich schon die ganze Zeit an all die Transaktionskosten, die durch das ständige hin und her verursacht werden. Keine Angst, das habe ich natürlich extra für dich auch nochmals durchgerechnet

Ich habe für die Transaktionskosten eine Annahme von 50 Basispunkte getroffen. Bei jeder Umschichtung, sei es ein Kauf oder ein Verkauf, fallen diese Gebühren an. Am Ergebnis sieht man auch, wie stark sich die Transaktionskosten auswirken! Falls du meinst, meine Annahme von 50 Basispunkten wäre noch nicht hoch genug, dann darf ich dir hier die Performance mit doppelt so hohen Transaktionskosten präsentieren.

Nun wird der Einfluss auf die Performance sehr deutlich. Wieder einmal ein gutes Beispiel, wie sich hohe Transaktionskosten letztendlich auf die Performance auswirken.
Zusammenfassung
Um diesem Artikel ein rundes Ende zu geben, will ich an dieser Stelle die einzelnen Kennzahlen in einer Tabelle gegenüberstellen. So erkennst du deutlich bzw. kannst sehr gut die verschiedenen Herangehensweisen miteinander vergleichen.
Buy and Hold | 200 GLD | 200 GLD + 50 BP | 200 GLD + 100 BP | |
Annualisierte Rendite | 10,03% | 10,90% | 9,90% | 8,25% |
Standardabweichung | 13,01% | 8,43% | 8,57% | 8,84% |
Sharpe-Ratio | 0,48 | 0,96 | 0,78 | 0,38 |
Maximaler Drawdown | -56,30% | -17,30% | -18,80% | -28,40% |
Positive Monate | 64,77% | 69,70% | 67,61% | 60,42% |
Ich hoffe ich konnte dir mittels eines einfachen Trendindikators aufzeigen, wie auch du in einfacher Weise deinen Drawdown verringern könntest. Natürlich schlagen sich die Transaktionskosten auf die Performance aus, doch unser primäres Ziel war es, denn maximalen Drawdown zu verringern.
Mit besten Grüßen und weiterhin ein schwankungsfreies Portfolio
Dein Felix von Portfolio-Architekt