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Außerhalb sowie auch innerhalb der Finanzindustrie haben Hedgefonds teilweise einen zweifelhaften Ruf. Meist werden sie in Verbindung gebracht mit dubiosen Anlagepraktiken und sollen auch Mitschuld am Untergang einiger Unternehmen sein. So spezialisieren sich einige Hedgefonds darauf, durch ihr Engagement das Unternehmen nach ihren Vorstellungen mitzugestalten. Was meist gut für die Rendite ist, muss nicht gleichzeitig gut für die Angestellten und das Unternehmen sein.
Doch genug mit diesen Spekulationen. Was ist denn eigentlich ein Hedgefonds? Was macht er und warum gibt es ihn? Und vor allem: wie sieht denn die Performance eines solchen Hedgefonds aus?
Ein Hedgefonds ist nichts anderes als ein Anlagefonds, welcher allerdings im Gegensatz zu ‚normalen‘ Investmentfonds weniger Regularien unterliegt und so auch spekulativere Anlagepraktiken durchführen kann. So dürfen Hedgefonds bspw. auch Leerverkäufe durchführen. Dabei leihen sie sich Aktien um sie zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen. Die Differenz zwischen dem Leihpreis und dem Preis, zu dem sie die Aktien gekauft haben, ist dann ihr Gewinn/Verlust. Darüber hinaus handeln Hedgefonds auch mit Derivaten wie Optionen, Futures, Swaps und vielem mehr.
An dieser Stelle könnte man allerdings sagen, dass Hedgefonds gute Voraussetzungen haben um gutes Geld zu verdienen. Sie können, zumindest in der Theorie, in steigend und in fallenden Märkten Geld verdienen. Ein normaler Aktienfonds dagegen, verdient nur wenn die Kurse auch wirklich steigen.
Hedgefonds lassen sich dabei in mehrere Strategien unterteilen, wir wollen an dieser Stelle deshalb ein paar vorstellen:
Long/Short Strategie:
Long-Short-Hedgefonds investieren in ein Portfolio von Wertpapieren auf der Long-Seite durch Käufe, sowie auf der Short-Seite durch Leerverkäufe von geliehenen Wertpapieren. Das Ziel ist es, unterbewertete Aktien zu kaufen und überbewertete gleichzeitig zu verkaufen. Die Richtung des Gesamtmarktes hat somit keinen Einfluss mehr auf den Anlageerfolg.
Global-Makro Strategie:
Durch das analysieren aktueller makroökonomischer Trends positioniert sich ein Makro-Fonds dementsprechend gewinnbringend. Dabei können sie politische, wirtschaftliche oder auch andere Gebiete der Makroökonomie zur Analyse heranziehen.
Marktneutrale Strategie:
Marktneutral ist gleichzusetzen mit Arbitrage. Das heißt, dass diese Strategie preisunterschiede an verschiedenen Handelsplätzen ausnutzt. So könnte eine Aktie an einer Börse bspw. für 30$ zu kaufen sein und gleichzeitig an einer anderen für 30,10$ zu verkaufen. Dank einer schnellen und gut ausgebauten Technologie, kann der Fonds viele Aktien zu 30$ kaufen und in extrem kurzer Zeit zu 30,10$ verkaufen.
Event-Driven Strategie:
Wie der Name schon verrät, versucht dieser Fonds aus Ereignissen kapitalbringende Anlageentscheidungen zu fällen.
Nun zum eigentlichen Interessanten: Wie performen nun diese Hedgefonds?
Keine Angst, das kommt jetzt! Wir wollen im nächsten Schritt mal einen Blick auf die Performance werfen. Allerdings betrachten wir dabei keine einzelnen Hedgefonds, sondern ganze Indizes. Ja, es gibt Hedgefonds-Indizes! Ein Index steht dabei für eine ganz spezielle Strategie, so können wir bspw. alle Hedgefonds, die eine Global-Macro Strategie anwenden, in einen extra Index einfügen. Wir betrachten folgende Indizes/Strategien:
- Commodity
- Forex
- Trendfollowing
- Marktneutral
- Relativ Value
- Macro
- Fixed Income
- Event Driven
- Distressed Debt
Die Strategien sind alle auf Englisch, das liegt einfach daran, dass sämtliche Indizes bzw. Daten ebenfalls auf Englisch sind. Um dich bei den Grafiken nicht gleich zu verwirren, möchte ich hier ein wenig kongruent sein.
Schauen wir uns einmal die Performance der Hedgefonds-Indizes im Vergleich zum S&P500 an. Wir starten im Jahr 2000.

Du siehst, die Hedgefonds performen in diesem Zeitraum sehr gut! Ja, zwei Hedgefonds schneiden schlechter ab als der Markt, doch wir wissen ja, dass sie das auch nicht müssen! Was? Wieso das? Naja, schau dir einfach nochmal den Blogartikel zur Sharpe-Ratio an, dann wirst du vielleicht merken oder realisieren, dass diese Hedgefonds sogar sehr gut abschneiden. Die untere lila Linie gehört der Marktneutralen Strategie, dabei sieht die Entwicklung doch fast so aus wie bei einem Festgeldkonto. Wir wollen also im nächsten Schritt einen Blick auf den Drawdown haben. Vielleicht können wir da ja noch etwas anderes erkennen.

Ups. Wir erkennen deutlich, dass zu Beginn der Betrachtung jeder Hedgefonds einen niedrigeren Drawdown als der S&P hat. Dabei war das die Zeit nach der Technologieblase! Erst in jüngerer Vergangenheit erkennen wir, dass manche Hedgefonds einen höheren Drawdown aufweisen. Diese Grafik macht durchaus Sinn, denn übersetzt man einmal das Wort Hedge, wird einem schnell klar welche Aufgabe ein Hedgefonds eigentlich hat. Natürlich sollen sie, wenn möglich, in jedem Jahr den Markt schlagen, doch unterliegen sie meistens auch einem sogenannten Volatility Cap. Dies hat zur Folge, dass sie das Risiko streng begrenzen müssen um diese Volatilitätsgrenze nicht zu überschreiten.
Aber wir wollen nun einmal die rollierende Performance betrachten. Genauer genommen schauen wir uns jetzt die rollierende jährliche Rendite, die rollierende jährliche Standardabweichung und die rollierende Sharpe-Ratio an.
Was heißt nun rollierend?
Rollierend bedeutet, dass wir bspw. am 01.01 starten die Rendite über einen Anlagezeitraum zu berechnen. Nun schreiten wir einen Tag vorran und berechnen für den 02.01 die Rendite, dann für den 03.01, 04.01. usw…
So erhalten wir dann für jeden Startzeitpunkt im Beobachtungsraum ein Ergebnis, welches wir in einer Grafik abtragen können. Ganz einfach, oder?

Das oberste Bild zeigt die rollierende Rendite. Falls du das mit dem rollieren noch nicht ganz verstanden hast, wollen wir zur Sicherheit das Ganze hier an der Grafik nochmals etwas genauer erläutern. Doppelt hält bekanntlich besser.
Investierst du zu Beginn unseres Betrachtungszeitraumes und würdest du das Investment bis heute halten, dann hättest du die jährliche Rendite/Standardabweichung/Sharpe-Ratio ganz links auf der Grafik. Um den nächsten Punkt auf der Linie zu berechnen, begeben wir uns jetzt einen Tag weiter in die Zukunft und machen dasselbe nochmal. Haben wir dann die Ergebnisse, tragen wir sie wieder in die Grafik ein. Mit diesem Vorgehen können wir also für jeden Startzeitpunkt die Rendite/Standardabweichung/Sharpe-Ratio berechnen und erhalten so eine ganze Linie. Durch das Rollieren erhalten wir ein viel besseres Fingerspitzengefühl, als wenn wir die Berechnung nur für einen fixen Zeitraum durchführen. Das alles kannst du natürlich selbstverständlich auch für dein Portfolio durchführen! Doch zurück zum Thema:
Wir interessieren uns ja natürlich für die Sharpe-Ratio. Dort können wir erkennen, dass die Hedgefonds sogar einen sehr guten Job machen. So gut wie fast immer während des betrachteten Zeitraumes erzielen die meisten eine höhere Sharpe-Ratio als der Markt. Doch Vorsicht, die Kosten des Managements haben wir hier in dieser theoretischen Betrachtung natürlich nicht mitberücksichtigt. Dies sollte dir nur zeigen, dass Hedgefondsmanager durchaus eine sehr gute Performance erzielen und durchaus wissen was sie machen. Natürlich müsste man bei einer genaueren Analyse jetzt noch immer die passende Benchmark auswählen, denn nicht für jeden Hedgefonds ist der S&P500 die passende Benchmark, das weiß ich.
Für den Ottonormalverbraucher macht aufgrund der hohen Investitionssumme, der hohen Gebühren und der sehr hohen Anzahl an Hedgefonds, die auch einfach sehr schlecht performen, ein Investment in solch ein Anlageprodukt womöglich kein Sinn. Doch es gibt an dieser Stelle auch gute Nachrichten! Mit ein bisschen Fingergeschick können wir uns unseren eigenen Index erstellen und diesem natürlich auch passiv folgen! Nun stell dir vor, du hättest einen Index der sich vielleicht so entwickelt wie der Index der Marktneutralen Strategien. Wie wäre das?
Falls dich das interessiert, wie man das anstellen kann, dann schreib mir einfach. Oder schau in geraumer Zeit wieder hier vorbei, vielleicht habe ich bis dahin schon etwas für dich parrat
Mit besten Grüßen und ein schwankungsfreies Portfolio,
Dein Felix von Portfolio-Architekt
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